Kitu Kidogo. Nur ein klein wenig. Das ist es, was Verkehrspolizisten hier wollen. Etwas für „den Tee“. Genau.
An Tee denkt eigentlich niemand. Weder die, die fahren, noch die, die verlangen. Es geht um Schulgebühren, die Beerdigung des Schwagers, oder das Essen am Abend.
Mein Freund Daniel ist Taxifahrer. Mit seinem Boda-Boda (einem Moped) hat er im dauerverstopften Verkehrschaos von Nairobi das schnellste Fahrzeug. Daniel kennt die Stadt, überholt die stehenden Autos – und hat ein Radio auf seinem Lenkrad montiert. Zu Hip-Hop-Beats umfahren wir die Staus.
Dass die Verkehrsgesetze hier ausgerechnet kurz vor Weihnachten verschärft wurden, hat kaum jemanden überrascht. Vor den Feiertagen kommt Kitu Kidogo gelegen. Es gilt schließlich Geschenke für die Familie zu kaufen und Festessen zu veranstalten.
Daniel hat zwei Helme. Hätte er die nicht, würde das umgerechnet 90 Euro kosten (unter Androhung von drei Monaten Arrest). Das ist mehr, als ein durchschnittlicher Kenianer in einem Monat verdient. Würden wir Kreuzungen durch Tankstellen abschneiden, wären das 270 Euro.
Oder eben Kitu Kidogo. Fürs nicht Anschnallen oder eine fehlende Autoversicherung. Aber auch für fragwürdigere „Delikte“, deren Gesetzesparagraphen kaum einer nennen kann: Fürs Spurwechseln in einem Kreisverkehr, für den Hund auf dem Rücksitz, oder selbst für Gepäck im Kofferraum. Kaum ein Shilling, den man einem Polizisten überreicht – zu Recht oder nicht – landet in der Staatskasse, sondern in seinen Hosentaschen. Die Frage nach Kitu Kidogo kommt meist mit einem Lächeln. Anna Mayumi Kerber
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